Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Welt der Blechbläser gibt es schon so lange, wie die Aufzeichnungen es uns erlauben, zu wissen. Manchmal sind sie bei den Instrumenten, immer aber bei den Blechbläsern zu erkennen. In antiken Texten wird nur eine einzige weibliche Blechbläserin erwähnt, während die Männlichkeit der Blechbläserwelt stark betont wird. Instrumentenpaare, sowohl in den antiken als auch in den ethnografischen Aufzeichnungen, weisen sowohl in ihrer Morphologie als auch in ihren Verwendungsmustern geschlechtsspezifische Merkmale auf, die sowohl aufgezeichnet als auch berichtet werden. Spieler und Instrumente zusammen leben ebenfalls in einem stark geschlechtsspezifischen Umfeld, und es ist die Aufführung, bei der die Geschlechtertrennung am deutlichsten zu Tage tritt. Manchmal ist es die Kombination verschiedener Blechblasinstrumente und manchmal die Kombination von Blechblasinstrumenten mit solchen anderer Gattungen.
Auch wenn das Geschlecht nur eine der vielen komplementären Dualitäten darstellt, die in den antiken und ethnografischen Aufzeichnungen über Blechblasinstrumente zu finden sind, so bleibt es doch die universellste und daher eine der wichtigsten.
Bei meinen Studien in den letzten etwa sechzig Jahren ist mir immer wieder aufgefallen, dass das Geschlecht in der Welt der Blechblasinstrumente weit verbreitet ist. Manchmal lässt sich daraus eine Schlussfolgerung ziehen, die die Einflüsse des Geschlechts auf die Entwicklungswege der instrumentalen Darbietung und ihren Platz in den rituellen Praktiken der alten Gesellschaften beleuchtet. In anderen Fällen erfordern die Beweise eine Zusammenarbeit zwischen vielen Disziplinen, wenn diese Schatten des geschlechtsspezifischen Einflusses ans Tageslicht gebracht und verstanden werden sollen. Die Fokussierung auf solche Anhaltspunkte bei einer Veranstaltung wie dem Global Trumpets Festival bringt sie vor ein interdisziplinäres Publikum, das ein breites Spektrum an Fachwissen in ihre Untersuchung einbringen kann.