Die Geschichte

Zwölf Kubikmeter Luft bewegt der Mensch jeden Tag. Beim Atmen. In rund 20.000 Zügen. Wie wäre es, diese Luftmenge gleich einmal um die ganze Welt zu schicken? Und das nicht lautlos, wie wir es vom Atmen kennen, sondern als Ton? Könnte dieser Ton in die vielen verschiedenen Sprachen der Welt übersetzt werden und könnte mit ihm eine musikalische und gesellschaftliche Botschaft verbreitet werden?

Der Gedanke eines weltumspannenden Trompetentons liegt dem Projekt »Global Breath« zugrunde, initiiert von dem niederländischen Trompeter Marco Blaauw: Ausgangspunkt ist ein internationales Forschungsprojekt, das Einblicke in die Traditionen, Bräuche und Klänge der Trompete in verschiedenen Ländern und Kulturen bietet. Trompetenpioniere der ganzen Welt wurden zu ihrer Wahrnehmung von Klang, ihrem sozialen, geographischen und politischen Umfeld sowie zu ihren speziellen Spieltechniken und Musikgenres interviewt, darunter John Wallace, Mazen Kerbaj, Rajesh Mehta, Bruce Dickey, Wadada Leo Smith, Peter Evans, Taylor Ho Bynum, Djallu Guruwiwi und Laura Vukobratovič. Die Gesprächspartner*innen aus Schottland, Libanon, Australien, Italien, Serbien und den Vereinigten Staaten haben dabei eine Fülle an wertvollem Wissen und Erfahrungen zusammengetragen. Bei einem internationalen, dezentralen Festival-Event sollen diese Erfahrungen geteilt und noch einmal erweitert werden:

Im »Global Trumpets Festival« an der Folkwang Universität der Künste in Essen treffen die verschiedenen Akteure zusammen und stellen die Trompete und andere Lippenrohrinstrumente in all ihren Spielarten und Klangfarben vor. Gemeinsam mit der Trompetenprofessorin Laura Vukobratović hat Marco Blaauw ein abwechslungsreiches und teils ungewöhnlich abseitiges Workshop-, Vortrags-, und Konzertprogramm zusammengestellt. Ziel ist der Austausch von Musik, Ideen und künstlerischen Herangehensweisen bzw. die Entstehung neuer Netzwerke und der gegenseitige Wissenstransfer; zwischen Musiker*innen untereinander sowie mit Zuschauern, Workshopteilnehmern und Studierenden. Ein besonderer Fokus gilt auch dem bis heute unbestritten gravierenden Mangel an Frauen in der professionellen Blechbläserlandschaft und – damit verbunden – der Diskussion um konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Situation. Der Anteil von gerade mal vier Prozent Trompeterinnen in deutschen Orchestern bestätigt den längst überfälligen Handlungsbedarf.

Das Festival bietet Anknüpfungspunkte für Fans Alter Musik, Klassische Musik über Jazz und Improvisation bis hin zu Neuer Musik und genreübergreifenden Richtungen. Sowohl in Zusammenkünften vor Ort als auch in ein digitales Plattform – im Sinne der ökologischen Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung – wird dieser Austausch ermöglicht. So können sich zusammen entwickelte und fortgesponnene Gedanken zu einem farbenreichen Trompetenton verbinden, der sich kontinuierlich um die Erde bewegt und in die Zukunft hinein klingt.